Roy Lichtenstein (1923-1997) ist einer der Väter der Pop-Art. Das „Life“-Magazin fragte noch Anfang der 1960er Jahre, ob er der schlechteste Künstler der USA sei. Doch bereits mit seiner ersten großen Pop-Art-Ausstellung 1962 hatte Lichtenstein immensen Erfolg. Der einstige Kunstlehrer zeigte allen: Kunst muss nicht brotlos sein! Kommerz, Zeugnisse der Massenkultur und Werbung bilden seine frühen Sujets. Später erweitert er seinen Stil hin zu Kommentaren zur Kunstgeschichte.

Am 27. Oktober 2023 wäre der Maler 100 Jahre alt geworden. Sein Einfluss wirkt bis heute, so zum Beispiel auf Jeff Koons. Als Autor und Regisseur erhielt ich exklusiven Zugang zu diesem so einzigarartigen Künstler und erfuhr in New York, wie Lichtenstein Koons inspiriert hat – und wie New York das Werk Lichtensteins geprägt hat. Als Teil einer hochgradig inspirierenden, spannenden und lehrreichen Drehreise – so begegnete ich auch Adam D. Weinberg, Direktor des Whitney Museum of American Art in New York und dessen Kollegen vom Museum Ludwig in Köln, Yilmaz Dziewior. Beide deuten Lichtensteins Werk auf ihre Weise. Die Galeristin Barbara Bertozzi Castelli berichtete mir, wie sie Lichtenstein hautnah bei der Arbeit beobachten konnte. Alitha Martinez und Graphik Novel Autor Reinhard Kleist reflektieren Lichtensteins Bilder aus der Sicht von Comiczeichnerinnen und- zeichnern, flankiert vom „Comic-Professor“ Jean-Paul Gabilliet aus Bordeaux und „New York Times“-Autor Blake Gopnik. Die preisgekrönte Künstlerin Antje Dorn zeigt Bezüge zur Pop-Art Lichtensteins in ihrem Werk auf – und auch das Auktionshaus Christie’s, das sensationelle Erlöse mit Werken Lichtensteins erzielte, besuchte ich mitsamt Team für diese Dokumentation.

Unterwegs war ich im Auftrag von Vincent Productions. Executive Producer: Nadja Frenz. Kamera und Grafik: David Czincoll. Als Editorin verlieh Marion Pohlschmidt den Bildern Glanz, Look, Feel und Groove. Redaktion ZDF/ARTE: Christopher Janssen. Die Dokumentation steht ab dem 29.10.auch in der ARTE-Mediathek bereit. Das Intro zur Doku kann bereits jetzt dort betrachtet werden.

So durfte ich Pop Art als tatsächlich revolutionäre Kunst filmisch reflektieren, die durch Anleihen bei der Trivialkultur alle Traditionen – mal ab von Duchamps’ Urinal – kurzerhand abräumte. Eine hochgradig reizvolle Aufgabe. Die Dokumentation arbeitet auch heraus, wie die Kommerzialisierung von Kunst, die aus Kommerz zugleich Kunst macht, zunächst die Öffnung eines elitären kulturellen Feldes erzwingt – um sodann selbst in Gefahr zu geraten, nur noch Warenform zu sein. Eine Kunst, die dennoch Möglichkeiten entfaltete, immer wieder neue Potenziale auch für die Zukunft bereitzustellen.

Fotos: Vincent Productions