(Dreharbeiten mit Andrea Casabianchi in einem Studio in Hannover. Foto: Thomas Bresinsky)

Seit annähernd 2 Jahren arbeite ich zusammen mit Nadja Frenz von Vincent Productions und Christopher Janssen (ZDF/ARTE) – oben im Bild mit rosa T-Shirt rechts von mir zu sehen – an der Dokumentation „Hannah Arendt – eine Jüdin im Pariser Exil„. Sie wird Anfang Dezember 2025 anlässlich des 50. Todestages der großen politischen Theoretikerin und Philosophin auf ARTE ausgestrahlt und ist dann auch in der Mediathek zu sehen.

Sie setzt die Jahre 1933 bis 1951 ins Bild – den Zeitraum von Hannah Arendts Verhaftung durch die Gestapo aufgrund von Recherchen für vermeintliche „Greuelpropaganda“ über ihr Engagement für die zionistische Jugend Alijah wie auch ihren intensiven Recherchen zum europäischen Antisemitismus im Pariser Exils bis hin zur Veröffentlichung der englischen Ausgabe von „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“. Die Dokumentation rekonstruiert, wie Arendt das, was sie am eigenen Leibe erfuhr – bis hin zur Internierung in Gurs, einem Lager im Süden Frankreichs – in ihren Schriften verarbeitete: das Leben als Staatenlose auf der Flucht. Nur dank eines winzigen Zeitfenster entkam sie der Deportation in die Vernichtungslager. Sie reflektierte diese Erfahrung theoretisch mit reichhaltigen historischem Quellenmaterial in ihrem ersten Hauptwerk. Das erzählen wir in unserer Dokumentation.

Zur Seite stand uns beratend und auch im Bild Thomas Meyer – einer der weltweit führenden Arendt-Experten und auch als Herausgeber ihrer deutschen Schriften tätig. Seine Arendt-Biografie, die zum Bestseller avancierte, förderte in ebenso akribischer wie auch präziser Quellenarbeit Neues und bis dato Unbekanntes zu Leben und Werk in den von uns filmisch nachvollzogenen Jahren zu Tage. Mit ihm zusammen reisten wir nach Paris, Gurs und New York, der neuen Heimat Arendts nach ihrer Flucht aus Europa. Er führt uns so brillant wie präzise, an Originalschauplätzen gedreht, durch die Dokumentation.

Am 7. Oktober, 19.30 h, findet in der Stadtbibiothek Hannover im Rahmen der Hannah Arendt-Tage ein Werkstattgespräch zum Thema „Hannah Arendt und der Film“ statt. Moderiert von der renommierten Regisseurin und Fotokünstlerin Franziska Stünzel diskutiert Thomas Meyer mit mir über Möglichkeiten des filmischen Zugangs zu Biografie und Werk Hannah Arendts. Ebenso Sujet ist Hannah Arendt als „Medienintellektuelle“ – vor allem dank des berühmten Interviews mit Günther Gaus.

Mit Hannah Arendt beschäftige ich mit seit den frühen 90er Jahren. Sie begegnete mir erstmals in einem Seminar im Rahmen des Sozial- und Wirtschaftsgeschichtsstudiums, geleitet durch Ina S. Lorenz. Das Thema: Die Biografien berühmter Jüdinnen und Juden. Ich verfasste damals eine Hausarbeit mit dem Titel „Die Urteilskraft des Paria“ über Leben und Werk Arendts, und ihr Denken hat mich seitdem begleitet, geprägt und nachhaltig beeinflusst. Texte zu dieser Jahrzehnte währenden Beschäftigung mit ihren Schriften finden sich auf meiner Seite „Bettges – Essays zu Kunst-, Medien- und Sozialphilosophie„.

Weitere Veranstaltungen zur „Hannah Arendt – eine Jüdin im Pariser Exil“ sind geplant und werden auf dieser Seite angekündigt. So wird voraussichtlich eine Kino-Premiere im Hamburger Abaton in Zusammenarbeit mit der ZEIT-Stiftung Ende November stattfinden und der Film auch im Rahmen einer Veranstaltung der Volkswagen-Stiftung zur Zukunft der Demokratie am 4. Dezember im Xplanatorium Herrenhausen gezeigt.

(Andrea Casabianchi spricht unter anderem Orignalzitate aus dem Werk Hannah Arendts und ist in symbolischen Inszenierungen in der Dokumentation „Hannah Arendt – eine Jüdin im Pariser Exil“ zu sehen. Foto: Thomas Bresinsky)